Lesungsabenteuer: Fuminori Nakamura im Literaturhaus Frankfurt

Wie bereits angekündigt besuchte ich heute die Lesung des Schriftstellers Fuminori Nakamura. Sein neues Werk „Die Maske“ hat ein sehr interessantes Thema und ich dachte mir außerdem: Wer weiß, wann ein japanischer Autor mal wieder nach Frankfurt kommt? Es war eine tolle Lesung, was auch an den vier Anwesenden lag: Neben dem Autor selbst war der Übersetzer Thomas Eggenberg anwesend, der auch als Dolmetscher für Nakamura diente. Die Lesung wurde von Jan Wilms moderiert und der Schauspieler Isaak Dentler las die Passagen auf Deutsch.

Zu Beginn stellte sich der Autor auf Deutsch vor. Dann wurde er gefragt, was ihn zu dem Thema seines Romanes inspiriert hat. Er antwortete, dass es vor einigen Jahren im japanischen Fernsehen einen Schüler gegeben habe, der die Frage gestellt hat, weshalb man eigentlich keine Menschen töten darf. Daraufhin waren die Reaktionen Empörung aber Ratlosigkeit. So kam der Autor auf die Idee, eine Hauptfigur zu kreieren, die das Böse in Persona darstellen soll. Nach einer von Dentler gelesenen Passage aus dem Roman ging es auch um die gesellschaftlichen Themen, die in den Roman eingewoben sind. Es ging um negative Erfahrungen aus der Kindheit, von denen der Autor selbst auch betroffen ist, und es ging um den alltäglichen Terror, der in verschiedenster Form auftritt- in diesem Fall in der Familie. Auch der Übersetzer kam zu Wort und wurde gefragt, welche Schwierigkeiten bei der Übersetzung aufkamen. Diese Perspektive fand ich besonders spannend, weil man sonst nur wenig über die Arbeit der Übersetzer erfährt, obwohl sie doch eine so große Rolle für den Literaturbetrieb spielen.

Nach einer weiteren Lesung ( anfangs hatte der Autor übrigens auch eine Stelle auf japanisch gelesen) wurde Fuminori Nakamura nach seinen literarischen Vorbildern gefragt. Zu diesen zählen einige japanische Schriftsteller, u.a. der Nobelpreisträger Mo Yan aber auch Kafka, an dessen Stil seine Werke erinnern sollen, Thomas Mann und Fjodor Dostojevski. Zudem erwähnte er Freud und Jung, deren Schriften er gerne gelesen hatte. Außerdem berichtete er von der Unterscheidung nach U- und E-Literatur, die in Japan vorgenommen wird. Während U-Literatur nur der Unterhaltung dienen soll und der Plot im Zentrum steht, sind es bei E-Literatur die Worte und der Stil. Auf die Frage, in welche Sparte Nakamura sich einordne, kam man zu dem Schluss, dass er in beide Bereiche gehöre.

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Zum Schluss durfte ich noch meinExemplar von die Maske signieren lassen. Besonders freute ich mich darüber, dass die Unterschrift in meinem Buch nun sowohl in arabischen Buchstaben als auch auf Japanisch zu lesen ist.

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